Franni | einzig-art-ICH

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Das Projekt einzig-art-ICH soll nicht nur Personen zeigen, die optische Makel mit sich tragen. Es soll vielmehr die Unterschiedlichkeiten der Menschen zeigen und vor allem, dass jeder Mensch schön ist. Franni ist so ein Mensch! Wir beide kennen uns schon viele Jahre. Früher hatten wir einen gemeinsamen Freundeskreis. Dann aus den Augen verloren. Nachdem ich den Aufruf für das Projekt gemacht habe, hat sie sich gemeldet und wollte gerne ein Teil davon sein. Ich muss gestehen, dass ich selbst keine große Vorstellung von ihrer Geschichte vor dem Shooting gehabt habe. Ich wusste nur: Okay, Franni ist jemand, der optisch auffällt. Sie hat rote Haare, etwas mehr auf den Hüften und Sommersprossen. Das ist aber nur der optische Eindruck, den man auf dem ersten Blick erhält. Dahinter steckt noch viel mehr. Unsicherheit und Scham, aber auch enorme Stärke und Dankbarkeit. Die Fotos, die wir an diesem Tag gemacht haben, sind bislang meine Lieblingsbilder aus der kompletten Reihe. Franni ist so eine schöne Frau und ich freue mich sehr, dass sie euch ihre Geschichte näher bringen möchte. 

„Hi, ich bin Franni. Hinter mir steckt keine dramatische Geschichte aus Unglück und Schicksalhaften Erlebnissen, aber auch hinter mir steckt eine Geschichte. Als Vanessa ihre Ausschreibung gemacht hat, dass Sie „besondere“ Menschen sucht. Menschen mit Ecken und Kanten. Da habe ich mich direkt angesprochen gefühlt. Ich war immer das dicke, rothaarige Mädchen mit der ‚Fliegenkacke‘ im Gesicht! Habe ich mich jemals davon irritieren lassen?? Nein! und warum das nicht? Weil ich durch meine Familie und meine Freunde immer sehr viel Stärke erfahren habe.

Ihr seht mich stolz und mit erhobenem Haupt vor der Kamera, aber auch ich habe viele Momente, in denen ich sehr in mich gekehrt bin und einfach total elanlos an das Leben gehe. Ich leide seit meinem 7 Lebensjahr an Akne Inversa. Falls ihr das nicht kennt, googelt es mal, ich will nicht so sehr ins Detail gehen. Und das ist auch meine größte Schwäche. Mein Gewicht ist nicht mein Kryptonit, sondern meine Krankheit. Die Stärke, wie es andere Mädchen beim Projekt einzig-art-ICH haben, ihre Narben der Welt zu präsentieren und zu sagen – das bin ich – das kann ich noch lange nicht und das obwohl ich seit 18 Jahren damit lebe. Ich habe auch bei dem Shooting mit Vanessa nicht ein Wort darüber verloren.

Es gab ein paar Momente, in denen ich dachte: sollst du es sagen und solltet ihr vielleicht Fotos von deinen Narben machen? Aber bei aller Liebe, das traue ich mich nicht. Nicht für die Öffentlichkeit. Mein größter Wunsch, den ich seit der Pubertät hege, sind schöne Achseln! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich 95% der Mädels da draußen beneide, sich im Sommer ein Top anzuziehen und nicht immer verkrampft zu sein, das man die Narben nicht sieht. Oder wie oft bekomme ich zu hören „Ach Franni, wenn du abnehmen willst, dann musst du halt mal nen bisschen mehr Sport machen!“ „Hahahahaha“ denk ich mir dann immer nur. Stellenweise leide ich unter solchen Schmerzen beim Laufen, Stehen, Liegen – was auch immer. Selbst Beifahrer sein tut weh und man ist angespannt bei jedem Gullideckel, der da kommt. Und dann soll ich mich noch mehr bewegen? Leute, die das selber nicht haben, verstehen es einfach nicht.

Die Akne Inversa kommt zumal aus entzündeten Haarwurzeln, die so richtig schön durch Schweiss angekurbelt werden.Trotz dessen versuche ich an allen Aktivitäten weitestgehend teilzunehmen, die in meinem Freundeskreis veranstaltet werden. Mal mit mehr – mal mit weniger Schmerzen. Ich bin unendlich froh und dankbar meinen Verlobten zu haben. Wie oft musste er mich schon trösten, wenn ich wieder unter Tränen vor ihm stand und ich mich einfach nur unfassbar hässlich und unnütz gefühlt habe. Er gibt mir immer wieder das Gefühl etwas besonderes zu sein.

„The greatest Showman“„this is me“… und es gibt noch etwas, das mich immer wieder aus einem Stimmungstief raus holt. Im Winter 2017 / 2018 kam ein Film in die Kinos: von Keala Settle – sind für mich Motivation pur. Auf dem Weg nach Langenberg zu dem Shooting mit Vanessa habe ich (wie immer) dieses Album rauf und runter gehört. Das Lied von Keala fügt für mein Empfinden alle Geschichten, die es bisher unter diesem Projekt gab zusammen. Hört mal rein! In dem Film und auch in dem Lied, geht es um ganz „besondere Menschen“. Menschen, die optisch nicht in unser Schubladendenken -„Normal“- passen. Zu große, zu kleine, zu dicke und zu dünne Menschen, um schwarze, um „zu“ weiße Menschen und um Menschen mit Gendefekten. Einfach eine „Randgruppe“ die nicht von der restlichen Bevölkerung akzeptiert wird. Natürlich leben wir inzwischen in einer Zeit, in der sowas i.d.R. toleriert wird, aber auch heute wird noch nicht jeder akzeptiert mit seinem Aussehen. Wieso werden Menschen, die anders aussehen also immer wieder beobachtet? Warum werde ich in der Düsseldorfer Altstadt mit Zigaretten abgeworfen und warum wird mir „du fettes Schwein“ hinter hergerufen? Weil es noch nicht genug Akzeptanz durch die Menschen gibt. In „The greatest Showman“ wird diesen (uns) besonderen Menschen eine Chance geboten sich zu zeigen, aus den Schatten hervorzutreten.

Für mich ist Vanessas Projekt quasi genau so etwas- gesehen zu werden. Man kann sich hier zeigen und kann den anderen Menschen da draußen die Möglichkeit geben sich gestärkt zu fühlen. Mein Fazit? Wir sind alle nicht alleine – und egal wie schwach wir uns fühlen – wir sind was ganz besonderes und unfassbar starke und tolle Persönlichkeiten! 

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